Eurobike Show Daily 2016 - Tag 2
Lesedauer 6:40 Minuten

Anspruchsdenken E-Klasse

Pedelecs haben die Radbranche zu neuen Höhen gebracht. Steigende Umsätze, neue solvente Zielgruppen und innovative Technik lassen Kaufleute strahlen und motivieren Techniker zu Höchstleistungen.Wo viel Licht ist, gibt es auch Schattenseiten: Nicht wenige Radhändler und -hersteller haben es bereits mehrfach erlebt: Der Anspruch vieler Fahrradkunden an Qualität und Service ändert sich im Zuge der Elektrifizierung spürbar. Zudem kommen mit dem Pedelec offensichtlich neue Konsumentengruppen mit mehr Anspruch und weniger "Geduld" ins Ladengeschäft. Vermehrt werden Gerichtsprozesse von Kunden angestrengt, die Kleinigkeiten monieren. Das kostet eine Menge Geld und Zeit. Eine Ursachenforschung:

Gerichtsgutachten

Der Markt - Die Gerichtsgutachten

Der Verkauf von Pedelecs steigt weiter an. Die Zahl der an Kunden veräußerten E-Bikes allein in Deutschland stieg von 380.000 in 2012 auf 535.000 in 2015 (Quelle ZIV). Damit lag der Anteil von Pedelecs am gesamten Fahrradmarkt laut ZIV 2013 bei 11 %, 2014 bei 12 % und 2015 bei 12,5 %.

Während der prozentuale Anteil der Pedelecs am Markt nur leicht anwuchs, stieg der Anteil von Gutachten bei Gericht sehr stark an. Im Sachverständigenbüro Zedler lag der Anteil von Gerichtsverfahren über Mängel von Pedelecs über alle Gerichtsaufträge (Kraftfahrt-/Privathaftpflichtschäden, Hausratschäden, Unfallrekonstruktionen und Produktschäden) im Jahre 2013 bei 19%, 2014 bei 43%, 2015 bei 32% und im laufenden Jahr 2016 schon wieder bei 38%.

Das heißt wegen Pedelecs werden die Gerichte weit überproportional bemüht. In früheren Jahren wurden Gerichtsgutachten bei Materialversagen mit Verletzungsfolge, z.B. durch Gabel-, Lenker-, Vorbau oder Sattelstützenbrüchen beauftragt. Bei Pedelecs sind es auffallend häufig "nur" einfache Mängel.

Typische Mängel im Feld

Die Liste der häufigsten Reklamationsgründe führen mangelnde Reichweite, unrunder Motorlauf bzw. Ruckeln im Antrieb und Geräusche an. Gefolgt werden diese vom Unverständnis über Abnahme der Kilometerleistung durch Verschleiß des Akkus oder darüber dass zwei gleiche Pedelecs völlig unterschiedlich fahren. Ebenfalls häufig vor Gericht: Software-, Schaltungs- und Bremsprobleme sowie instabiles Fahren.

Gemeinsam haben alle diese Mängel, dass diese oft mit einfachen Mitteln behoben werden könnten. Radhändler bekommen die Reklamation im Vorfeld offensichtlich nicht in den Griff und die Hersteller bieten scheinbar nicht die notwendige Rückenstärkung. Im Ergebnis kommt es zu völlig unnötigen Gerichtsverfahren, die viel Zeit und Geld kosten, auch wenn nur – wie in einem echten Gerichtsfall erlebt – die Kette geschmiert werden musste.

(…)

Fazit

Pedelec-Kunden haben aus vielerlei Gründen höhere Ansprüche. Radhändler und Hersteller sind darauf nicht vollständig vorbereitet. Anders ist der dramatische Anstieg an Gerichtsprozessen nicht erklärbar. Hersteller und Händler müssen verinnerlichen, dass Rahmen, Gabel, Lenker und Antrieb nur eine Hälfte des Produktes Pedelec sind. Die andere Hälfte sind Instruktion (Bedienungsanleitungen, Schulungen, Fahrtechnikkurse etc. pp.), Konformitätsaufgaben und insbesondere Service am Kunden nach dem Kauf.

Lesen Sie den gesamten Artikel hier.

Zurück