Die Probleme bei Lastenrädern reißen nicht ab. Im Februar musste der Hersteller Babboe einige Modelle zurückrufen und deren Verkauf stoppen, nachdem die niederländische Behörde für Lebensmittel- und Verbraucherproduktsicherheit (NVWA) Mängel festgestellt hatte. Das Unternehmen habe Berichte über Rahmenbrüche nicht ernst genommen und nicht wie gesetzlich vorgeschrieben verfolgt und gemeldet. Im Straßenverkehr sei das ein lebensgefährliches Risiko, bemängelte die NVWA und leitete ein Strafverfahren ein.
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„Es entsteht jetzt der Eindruck, dass das Lastenrad unsicher ist“, sagt Dirk Zedler, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Zukunft Fahrrad. Der Rennradsportler führt mit seinem Betrieb Zedler Sicherheitsprüfungen von Fahrrädern durch. Er betont, dass es in der Branche hochwertige Hersteller gebe und solche, bei denen Preis statt Sicherheit im Vordergrund steht. „Bei manchen Marken sollte man Vorsicht walten lassen“, so Zedler mit Verweis auf die überprüften Anbieter.
Rahmen von günstigen Modellen bestünden häufig aus einem einzigen Rohr, diese Konstruktionen seien anfälliger für Unfälle. Fahrradmarken wie Urban Arrow und Muli würden mindestens zwei Rohre nutzen, um die Last zu tragen. Sogenannte Ermüdungsbrüche kündigen sich vorher nicht an, die Haarrisse seien kaum sichtbar, sagt der Experte. Bei einem Einrohrrahmen drohen daher schwere Unfälle, ein zweites Rohr könne solch einen Schaden noch abfedern.
„Könnten Mängel einer einzigen Serie sein“
„Bei Babboe weiß man mittlerweile, dass es jahrelang Missstände gab. Bei den genannten Herstellern könnte es sich auch um Produktionsmängel einer einzigen Serie handeln“, so der Experte. Solange die niederländische Behörde kein Urteil gefällt hat, wolle er keine Empfehlungen für deutsche Kunden aussprechen.
Stehen die Lastenräder vor allem draußen und sind der Witterung ausgesetzt, sind sie anfälliger für Rost. Das kann Brüche begünstigen. Auch, wenn die Kisten dauerhaft mit mehr Gewicht belastet werden, als empfohlen. Zedler rät daher, den Rahmen regelmäßig zu reinigen und dabei nach feinen Rissen Ausschau zu halten.
Gehen Lastenräder in Europa in den Verkauf, müssen sie EU-weiten Sicherheitsstandards entsprechen – etwa der CE-Zertifizierung. Ein explizites Prüfsiegel für Lastenräder können Hersteller auf freiwilliger Basis und vor allem eigene Kosten veranlassen. In Deutschland seien solche Zertifizierungen üblich, da der Markt penibler und strenger sei, erklärt der Fahrradexperte. In den Niederlanden seien Produzenten und Prüfbehörden weniger hinterher, oftmals würden Hersteller auf günstigere asiatische Prüflabore ausweichen. Diese sind laut Zedler nicht immer 100 Prozent akkurat. Die Unachtsamkeit der letzten Jahre führe nun zu den großangelegten Inspektionen in den Niederlanden.
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Autorin: Lisa Ksienrzyk
Foto: Zedler-Institut