SAZbike.de, 28.08.2024
Lesedauer 2:45

Dirk Zedler: „Handel muss klar sein, dass gute Lastenräder ihren Preis haben“

Sicherheitsdiskussion über Lastenräder

Wie sicher sind Lastenräder? Dirk Zedler erklärt im Kurzinterview, was die Branche gut macht, was besser laufen muss und welchen Beitrag der Fachhandel leisten kann.

Dirk Zedler
Dirk Zedler ist Gründer und Geschäftsführer des Zedler Instituts (Ludwigsburg), das mittlerweile auch ein reines Lastenradlabor betreibt. Zedler betreut nach eigener Aussage einen relevanten Teil der in Europa verkauften Transporträder und hat einige Marktaufsichtsverfahren und Rückrufe mit Transporträdern begleitet. Zudem ist er mit einem Kollegen in der AG Transport bei Zukunft Fahrrad e.V. aktiv. Anlässlich der aktuellen Diskussion über die Sicherheit von Lastenrädern beantwortet Dik Zedler die Sicherheitsfragen.
 
SAZbike: „Hallo Herr Zedler, gibt es ein konstruktiv bedingtes Sicherheitsproblem bei Lastenrädern?“
Dirk Zedler: „Ja und Nein. Am Markt gibt es sehr engagierte Hersteller, die diese Radspezies adäquat entwickeln, prüfen lassen und die Qualität in der Produktion überwachen. Deren Haltbarkeits- und Sicherheitsniveau ist exorbitant hoch und liegt weit über der von der Norm geforderten Mindestsicherheit. Und dann gibt es Hersteller, die scheren sich um wenig, produzieren mäßige Qualität und stellen sehr preisgünstig am Markt bereit.“
 
SAZbike: „Sind bestimmte Bauformen anfälliger als andere?“
Zedler: „Grundsätzlich ist Redundanz ein Zauberwort in der Konstruktion, aber daran mangelt es mithin. Verläuft lediglich ein Rahmenrohr von vorne nach hinten und das soll dann noch 200 Kilogramm oder mehr tragen, ist die Gefahr des Versagens und das eines Sturzes als Folge, im Vergleich zu einer Mehrrohrkonstruktion, signifikant größer. Versagt ein Rohr und ich habe ein weiteres, das die Funktion zumindest anteilig übernehmen kann, habe ich im Fall des Versagens immer noch die Chance anzuhalten. Selbstredend kann man auch Einrohrkonstruktionen sicher bauen, aber das erfordert sehr viel Aufwand und dann ist der vermeintliche Preisvorteil futsch.“
 
SAZbike: „Welchen Anteil hat das Verhalten von Lastenradnutzern und -nutzerinnen an Unfällen?“
Zedler: „Persönlich halte ich es an der Sache vorbei, nun die Nutzer wegen ,Überladung‘ verantwortlich zu machen. Aufgabe eines Herstellers ist es, einen Gebrauch sinnvoll zu definieren. Wenn zwei Sitzplätze für Kinder vorgesehen werden, kann man davon ausgehen, dass noch etwas Gepäck mittransportiert wird, zum Beispiel Vespertaschen und Trinkflaschen für Kita oder Schule, Bürotasche gegebenenfalls mit Laptop für den Erwachsenen. Wenn man dann weiß, dass der Mann in der D-A-CH-Region im Durchschnitt knapp 90 Kilogramm wiegt, dann kann man leicht rechnen. Ein darunter liegendes zulässiges Gesamtgewicht auszuloben, erscheint mir widersinnig.
 
Was manchen Nutzern anzulasten ist, dass sie zu selten zum Händler radeln, um Ihr Transportrad warten zu lassen. Hier muss noch an der ,Kultur' gearbeitet werden. Von daher finde ich die Wartungsverträge, die bei manchen Leasingverträgen Bestandteil sind, sehr sinnvoll.“
 
SAZbike: „Wie kann der Fachhandel den Lastenradverkehr sicherer machen?“
Zedler: „Nach den nun auch öffentlich gewordenen Schwächen einiger sehr preisgünstiger Anbieter sollte auch dem letzten Händler klar geworden sein, dass gute Lastenräder ihren Preis haben müssen. Das muss in die Beratung ebenso einfließen, wie der Hinweis, dass Transporträder technische Geräte sind, bei denen solide Kontrolle und Wartung essenziell ist. Die aktuelle Situation bietet hier doch die beste Vorlage, sich als guter Händler mit seriösen Marken zu positionieren. Am anderen Ende im Einkauf halte ich es für legitim, dass Händler durchaus nachfragen, wie und wo Lastenräder geprüft wurden. Prüfungen außerhalb der EU sind unserer Erfahrung nach leider viel zu oft das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt werden.“
 
SAZbike: „Vielen Dank für das Gespräch, Herr Zedler.“
 
Das Gespräch führte: Tillman Lambert
Foto: Zedler-Institut

 

 

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