BIKE 01/2022
Lesedauer 1:45 Minuten

Prima Klima

Nachhaltigkeit ist mehr als die Vermeidung von Kohlendioxid. lm Porträt: vier Firmen aus der Fahrradbrache und Ihre Ansätze zur Rettung des mutmaßlich einzigen Planeten mit Singletrails.

Schlimmer geht immer. Wenn Trek im ersten umfassenden Nachhaltigkeitsbericht der Firmengeschichte feststellt, dass das durchschnittliche Bike der Marke für eine CO²-Emission von 174 Kilo verantwortlich ist, springt schnell unser Ausweichreflex an: 174 Kilo, das sind doch Pi mal Daumen nur 1000 Mittelklasseauto-Kilometer. Oder: Klar kaufe ich jedes Jahr das neueste Bike. Aber dafür fliege ich Weihnachten nicht nach Südafrika. Und der Nachbar fährt mit dem Bugatti zum Bäcker, ich gehe zu Fuß.

Mit diesem Argumentationsmuster lässt sich alles relativieren, doch wer seine Verantwortung für die Restwelt ernst nimmt, fängt bei sich an. Das gilt auch und erst Recht für Unternehmen, denn sie überblicken die Folgen ihres Handelns genauer, als es ein Normal-Biker im Shop je könnte. Manchen reicht dafür schon Greenwashing: Firmen mit keineswegs nachhaltigem Ansatz stellen sich mit einzelnen Projekten oder Produkten als umwelt- und sozialverträglich dar. Damit täuschen sie die Konsumenten und signalisieren vor allem der Politik, dass alles okay ist und nicht reguliert werden muss.

Die Beispiele für diese Strategie häufen sich. Die meisten Firmen mit wirklich ,,grünem" Ansatz sind nicht erst seit gestern dabei und sehen ihre Verantwortung umfassend - so, wie es die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen vorgeben. Von Frieden bis Bildung, von Armutsbekämpfung bis Geschlechtergerechtigkeit reichen die Themen. Unsere Positivbeispiele tun mehr, als im Winds-chatten des Zeitgeistes zu hecheln, und das zumeist schon seit Jahren:

Firmen wie Chris King oder Pinion haben sich auf unkaputtbare Produkte spezialisiert. Der Gutachter Dirk Zedler vermeidet durch die Arbeit seines Prüfinstituts jede Menge Schrott. Textil- und Ausrüstungshersteller Vaude trägt die ,,grüne Fahne" schon lange vor sich her. Mit welcher Überzeugung und Gründlichkeit das geschieht, dürfte aber selbst Skeptiker beeindrucken. Und sollte Trek als große Nummer der Bike-Branche seinen Nachhaltigkeitsbericht ernst nehmen, würde die Öko-Bilanz der Bike-Welt vielleicht wirklich ein paar Promille besser.

Autor: Jörg Spaniol

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